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Das Brautpaar mit den "Hauseltern"

Schmidt & Schmidt Eine rfolgsgeschichte

Annabell und Marcel Schmidt (beide geborene Schmidt) wohnen seit vielen Jahren in der Einrichtung SOS-Hof Bockum für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Beide arbeiten im Arbeitsbereich Landschaftspflege, Marcel spielt von Anfang an in der „Bockum Band“. Vor über zwei Jahren haben sie sich lieben gelernt und sind in einer Hausgemeinschaft zusammengezogen. Dort reifte ihr Wunsch, zu heiraten. Der Weg bis zum Hochzeitstag ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie der Auftrag unserer Dorfgemeinschaft umgesetzt wird: 

„Mein Verständnis vom Leben hier ist, dass wir alle Bewohner*innen darin begleiten, so selbstständig wie möglich zu werden. Das bedeutet, die Leute darin zu unterstützen, welche Wünsche sie haben, was sie wollen und lernen möchten und wo sie hinwollen“, beschreibt Hausleiterin Isabelle Rodegerdts ihre Arbeitsauffassung. Annabell und Marcel Schmidt erzählen: „Wir haben zusammen ein paar Monate überlegt und dann gemeinsam entschieden, dass wir heiraten wollen.“ „Als ich das meiner Familie gesagt habe, waren die erst mal überrascht, aber dann haben die gesagt, ‚macht das‘. Sie sind ein wenig aufgeregt, dass wir heiraten wollen,“ beschreibt sie die Reaktion ihrer Familie. Für Isabelle Rodegerdts und für ihr ganzes Team war nicht nur nach der ersten Freude, sondern auch nach Gesprächen mit den Verlobten klar, dass dem Wunsch nichts entgegensteht. „Die beiden begegnen sich auf Augenhöhe, machen sich gemeinsam Gedanken und nehmen aufeinander Rücksicht. Ich finde, das ist der Kern von einer Beziehung, dieses Gemeinsame, und das haben die beiden.“ 

Die Verlobten bringen großartige Ressourcen mit für die komplexe Vorbereitung einer Hochzeit: Sie organisieren einen Termin beim Standesamt, bitten zur Sicherheit doch um Begleitung für einen zweiten Termin, entscheiden gemeinsam, wer eingeladen wird, kümmern sich um einen Raum zum Feiern, zählen Tische und Stühle, aktivieren ihre Kontakte und sorgen dafür, dass von Hochzeitsfrisur über Oldtimer-Auto bis zur Hochzeitstorte alles für das Fest bereit ist. „Wir haben das nur in geringstem Maße geregelt. Erst, wenn Fragen aufkamen, haben wir unterstützt und geholfen“, beschreibt Isabelle Rodegerdts ihre Rolle. „Isabelle sagt: Das ist eure Hochzeit, da müsst ihr euch drum kümmern. Aber wir haben die Unterstützung von Isabelle, die wir brauchen“, ist Marcel Schmidt zufrieden. Er weiß, was er für das Fest wünscht: „Meine Mutter hat gesagt, ich soll alle anrufen und sagen, was sie zum Essen mitbringen sollen. Aber ich habe gesagt, das mache ich nicht. Wenn alle Kartoffelsalat mitbringen, dann ist es halt so.“
Während der Hochzeitsplanung ist auch über die eigene Hausgemeinschaft hinaus spürbar, wie die beiden über sich hinauswachsen, zusammenwachsen und das Selbstbewusstsein größer wird. Sie treten mutiger im Dorfkontext auf, ein Praktikum außerhalb Bockums wird absolviert und im Plenum des Dorfes wird vor allem davon berichtet. 
Auch bei der Hochzeit werden die Gäste mit einer kleinen Rede begrüßt, komplizierte Hochzeitsspiele bewältigt und spät am Abend blickt das Paar zufrieden auf das Fest zurück. Am nächsten Tag wird aufgeräumt, bevor das frisch vermählte Paar das erste Mal eigenständig mit zwei Freund*innen verreist. 
Während der Hochzeitsvorbereitungen ist auch der Wunsch gereift, perspektivisch in eine eigene Wohnung in der Nähe zu ziehen. So ist die Hochzeit noch lange nicht das Ende des eigenen Weges von Annabell und Marcel Schmidt.
Isabelle Rodegerdts Fazit: „Ich bin begeistert zu sehen, dass wir da sind, wo wir hinwollten: Verselbstständigung und Eigenständigkeit im größten Maße und die beiden erreichen das mit innerer Motivation. Das ist die Arbeit, die ich mir gewünscht habe! Ich kann sehen, wo es hinführen kann und was möglich ist.“